Das Buch über den Rassenbiologen Herman Lundborg

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Der Arzt und Professor Herman Lundborg wurde 1922 zum Leiter des staatlichen Institutes für Rassenbiologie in Uppsala ernannt. Dabei handelte es sich um das erste staatliche rassenbiologische Institut weltweit. Damit war Schweden in den frühen 1920er Jahren weltweit führend auf diesem Gebiet und sorgte für die allgemeine Akzeptanz der rassenbiologischen Gedankenwelt. Die mit ihm befreundeten Forscher in Deutschland, die später zu einflussreichen Rassenexperten wurden und während des Dritten Reiches Todesurteile verhängten, blickten neidisch über die Ostsee.

Es handelt sich hier um das erste Buch über Herman Lundborgs Leben. Maja Hagerman beschreibt darin die Forschungsrätsel, die er zu lösen wollte, sowie die Menschen, denen er während seiner Untersuchungen begegnete – nicht zuletzt die Frauen. Wir folgen ihm ab jenem Junitag im Jahr 1913, an dem er zu seiner ersten Reise in den Norden nach Lappland aufbrach. Viele weitere Reisen sollten folgen. Er maß, fotografierte, sammelte und verglich das Aussehen der Menschen. Alle, denen er begegnete, konnte er als höhere und niedere Rassen klassifizieren. Er sprach von den bedrohlichen degenerierenden Auswirkungen einer Rassenmischung und zeugte doch mit einer Frau des „falschen Typus“ ein Kind.

Zitat aus dem Buch

„Was im Dorf geschieht, wenn der Rassenbiologe kommt, lässt sich so schildern. Er erschafft „Rassen“ unter den erstaunten Menschen, er stellt Unterschiede fest und errichtet Hierarchien. Er spricht Worte aus, die sich in das Denken hinein essen. Auch wenn die Wirklichkeit so beschaffen ist, dass man verschiedene Sprachen spricht – samisch, meänkieli oder finnisch-  und sich unterschiedlich kleidet, sowohl schwedisch klingende als auch andere Namen hat, nur ein Teil der Verwandtschaft einen festen Wohnsitz hat und der andere nicht, die „finnische“, „lapppische“ oder „schwedische“ Identität ineinanderfließt, bleibt doch ein Widerhall zurück. Der Rassenbiologe zieht Grenzen, verdeutlicht Verschiedenheiten und erschafft Fremdlinge.“

Allgemeiner Hintergrund

 Das Buch über Herman Lundborg verfolgt drei große Linien:

  • Die Rassenuntersuchungen in Lappland
  • Das private Liebes- und Familienleben
  • Lundborgs Kontakte nach Deutschland und seine Bedeutung für die deutsche Rassenhygiene

Die Darstellung stützt sich auf umfangreiches Datenmaterial, vor allem auf Briefe im Archiv der Universitätsbibliothek in Uppsala. Darunter befinden sich mehrere tausend deutsche Briefe, die bislang in der Forschung nicht beachtet wurden. Sie stammen zum großen Teil von führenden Persönlichkeiten der deutschen rassenbiologischen Bewegung. Eine vergleichbare Briefsammlung dieser radikalen, rassistischen Forscher, Ärzte und Universitätsprofessoren, die dem heraufdämmernden Nationalsozialismus in den 1920er Jahren wissenschaftliche Legitimität verliehen haben, besteht in Deutschland nicht.